Veranstaltungsarchiv
Workshop am 19. und 20. September 2019 im Haus Villigst
Der deutschsprachige Begriff »Sorge« verweist auf einen höchst heterogenen Phänomenkomplex – vom liebevollen »Umsorgen« bis hin zur verzehrenden Sorge. Zugleich ist Sorge vielleicht der Schlüsselbegriff einer gesellschaftlichen Gesamtsituation, die zunehmend von Krisen, Populismus, Unsicherheit und Radikalisierung geprägt zu sein scheint.
Die Tagung geht der Vermutung nach, dass sich die Vielfalt der Sorge aus dem Zusammenspiel zweier Dimensionen ergibt: Dem »in Sorge sein« (womit ein atmosphärischer Zustand angesprochen ist) und dem »sich kümmern um« (womit konkrete Grenzen von Sorge angesprochen sind), wie sie etwa mit den Begriffen »worry« und »care« im englischsprachigen Raum unterschieden sind. Die Vielfalt der Dimensionen der Sorge entsteht, indem zwischen atmosphärischen Zuständen und Grenzen der Sorge zwar durchaus Zusammenhänge bestehen, damit der »Grad der Sorge« jedoch gerade verschieden sein kann. So kann eine sorgenfreie Atmosphäre mit einem umfangreichen »sich kümmern um« einhergehen (etwa bei der Vorbereitung einer Kindergeburtstagsfeier) – und umgekehrt gerade eine Konstellation enger Grenzen der Sorge mit einer sorgenvollen Atmosphäre einhergehen (wie in der häufig kritisierten Entmündigungssituation). Diese Zusammenhänge gilt es näher zu verstehen.
Das interne Arbeitstreffen des Schwerpunktes am 13. und 14. September 2018 bot Gelegenheit, die laufenden wie neu aufgenommenen Promotionsprojekte vorzustellen und zu diskutieren, die Arbeit des Forschungsschwerpunktes zu evaluieren sowie die kommende Jahrestagung 2019 gemeinsam zu planen. So stellten, nach einer offenen Postersession aller Projekte, die neu aufgenommenen Stipendiat*innen Jonas vom Stein, Philipp Zeltner, Elis Eichener und Anne Martin ihre Projekte in einzelnen Slots ausführlich vor. Vorbereitet durch die Stipendiat*innen wurde zudem eine gemeinsame, übergreifende Diskussion zu den 'Grenzen der Sorge' geführt, von der ausgehend das Thema der Jahrestagung 2019 'Sorge und Sorgefreiheit: Grenzen, Atmosphären, Rahmenbedingungen' festgelegt werden konnte.
Der Fokus des Interimstreffens vom 13.-15. März 2018 in Bochum lag auf einer jeweils disziplinären Präzisierung der Sorgebegriffe aus den einzelnen Promotionsprojekten und im zweiten Schritt der interdisziplinär verschränkten Verständigung über überschneidende sowie divergierende Konzepte von Sorge. Dafür fertigten die Stipendiat*innen im Vorfeld vorbereitende Paper zur eigenen Arbeit am Sorgebegriff an, die auch anhand von vorab zur Verfügung gestellter Sekundärliteratur in einzelnen fachlichen Blöcken diskutiert wurden. In der anschließenden, fachübergreifenden Diskussion ergaben sich erstaunliche Anschlussfähigkeiten, die für den Forschungsschwerpunkt als Zusammenhang sehr wertvoll waren. So kann Interdisziplinarität gelingen! Zum Abschluss wurden sowohl die einzelnen Projekte in Vorbereitung auf die anstehende Jahrestagung nach den jeweiligen Grenzen der Sorge befragt und als auch mögliche Zusammenhänge und Ergebnisse diskutiert.
Mit der Frage, wie Philosophie, Theologie und Soziologie Kritik an Sorge sowohl als lebensweltliches Thema als auch an einem Konzept von Sorge üben (können) und was aus der Tradition solcher Kritik für die Gegenwart positiv zu lernen ist, befasste sich die diesjährige, öffentliche Jahrestagung des Forschungsschwerpunktes am 21. und 22. September 2017. Um möglichst offen mit interdisziplinären Unvereinbarkeiten umzugehen, wurde der Sorgebegriff selbst zunächst unbestimmt belassen und als Ausgangspunkt dessen möglicherweise paradoxaler Charakter eingeräumt, wie er sich gerade im „Sorget nicht für euer Leben“ (Mt 6,25) hervortritt.
Im Anschluss an eine Postersession, in dessen Rahmen es Gelegenheit gab, die einzelnen Promotionsprojekte des Schwerpunktes in zu diskutieren, gestalteten in erster Linie die Vorträge der geladenen, externen Referent*innen das zweitägige Programm: Aus der Theologie trugen Prof.Dr. Reiner Anselm (München) sowie Prof. Dr. Eberhard Hauschildt (Bonn) vor, die Philosophie wurde von Prof. Dr. Joel Anderson (Utrecht) und Dr. Steffi Hobuß (Lüneburg) vertreten, während aus dem Fachbereich Soziologie Prof. Dr. Annette Schnabel (Düsseldorf) sowie Prof. Dr. Robert Gugutzer (Frankfurt) Beiträge zur 'Kritik der Sorge' lieferten. Ergebnisse der Vorträge und Diskussionen konnten in abschließenden Gesprächen festgehalten werden und seien es fortdauernde Uneinigkeiten.
Zur Tagung „Sorget nicht – Kritik der Sorge“ erscheint 2019 ein Konferenzband unter gleichem Titel im Nomos-Verlag in der Reihe „Dimensionen der Sorge“.
Das zweite Interimstreffen des Promotionsschwerpunktes „Dimensionen der Sorge“ fand vom 15.-16. März 2017 in Bremen statt. In Vorbereitung auf die Jahrestagung im September, die unter dem Thema „Sorget nicht!“ - Kritik der Sorge stattfinden wird, diskutierten die Stipendiat*innen Aufsätze von Joel Anderson, Traugott Roser und Robert Gugutzer. Die Stipendiat*innen nutzen den offenen Rahmen dieses Treffens für einem interdisziplinärem Austausch über Relationale Autonomie, Spiritual Care und Seelsorge sowie leibkörperliche Grenzerfahrungen mit vorausschauendem Bezug auf die kommende Jahrestagung.
Vom 22. - 23. September 2016 trafen sich die Stipendiat*innen und das Betreuungsteam des Promotionsförderschwerpunktes 'Dimensionen der Sorge' zu einem Workshop in der Katholischen Akademie in Schwerte. Im internen Rahmen des Workshops bekamen die derzeit sechs Promovierenden des Schwerpunktes die Gelegenheit, Inhalt und Fortschritt ihrer Dissertationen vorzustellen.
In der Philosphie stellten Birthe Frenzel ihre Promotion zur ethischen Vertretbarkeit von Nudging im Umwelthandeln und Henk van Gils seine Promotion zu der Frage der Selbstsorge in Abhängigkeit von Selbstreflektion vor und die Theologin Franziska Schade präsentierte, welche Formen der religiösen Selbstsorge sich bei Jugendlichen finden lassen. In der Soziologe referierte Richard Paluch über die technische Vermittlung von Beziehungen durch Hörgeräte, Stefanie Schiering erläuterte, welche Stellenwert Selbst- und Fürsorge bei Pflegenden in der ambulanten Pflege einnehmen und Tina Schröter präsentierte ihre Forschungen zu Sorgepraktiken der Ultra-Szene unter Fußballfangruppierungen. Der jeweiligen Vorstellung der einzelnen Pomotionen folgten angerende Diskussionen. Darüber hinaus bekamen zukünftige Stipendiat*innen die Möglichkeit, ihre geplanten Promotionsprojekte zur Diskussion zu stellen.
Für die Stipendiat*innen und das Betreuerteam bot der Workshop somit die wunderbare Möglichkeit, die unterschiedlichen Forschungsfelder kennenzulernen und gemeinsam die Dimensionen der Sorge auszuloten. Zudem wurde angeregt über kommende Projekte und Kooperationen diskutiert. Die nächste Jahrestagung des Schwerpunktes wird im September 2017 zum Thema "Kritik der Sorge" stattfinden. Hierzu sei jetzt schon herzlich eingeladen!
Die erste Jahrestagung des evangelischen Studienwerks e.V. „Villigst“ zum Promotionsschwerpunkt „Dimensionen der Sorge“ fand am 24. und 25. September 2015 in Schwerte (Ruhr) statt. Ausgerichtet wurde die Tagung von Anna Henkel, Gesa Lindemann, Isolde Karle und Micha Werner.
Die zirka dreißig Teilnehmenden konnten durch den Besuch der Tagung erfahren, wie die Soziologie, Theologie und Philosophie das Phänomen „Sorge“ begreifen. Das Hauptaugenmerk der Tagung lag auf dem analytischen Potenzial des Konzepts „Sorge“ sowie seiner gegenwartsdiagnostische Bedeutung. Neben der Behandlung etablierter Positionen bestand zudem Raum für die Projekte von NachwuchswissenschaftlerInnen. Die Präsentation von Dissertationsarbeiten ging somit Hand in Hand mit der Vorstellung von Forschungsergebnissen.
Die thematische Gliederung der Tagung orientierte sich an der konzeptuellen Unterteilung des Forschungsschwerpunkts. Dementsprechend wurden zu gleichen Teilen die „Sorge um sich“, die „Sorge um andere“, die „Genealogie der Sorge“ und die „Interdisziplinären Perspektiven“ der Sorge in den Blick genommen.
Nähere Informationen zu den Referierenden und ihren Vortragsthemen können Sie auf Soziopolis finden:
Im Rahmen des Interimstreffen des Promotionsschwerpunkts "Dimensionen der Sorge" wurde am 28.1.2016 in Oldenburg Foucaults „Sexualität und Wahrheit 3: Die Sorge um sich“ diskutiert. Großen Raum nahm dabei die Frage nach Foucaults Verständnis von Selbstsorge ein. Auf Grundlage der im Vorfeld von den Teilnehmenden erstellten Diskussionspapiere wurde die Relevanz des Werks für die im Promotionsschwerpunkt vertretenen Disziplinen thematisiert.