ComFor Tagung 2011
Reportagecomics. Dokumentarische Comics. Comicbiographien
6. Jährliche Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung
11.-13. November 2011, Universität Passau
Eine Reportage ist eine journalistische Darstellungsform, die u.a. durch eine persönliche Augenzeugenschaft, die Veranschaulichung der Sachverhalte durch konkrete Personen und deren Schicksale sowie eine subjektive Zusammenfügung und Beschreibung des Erlebten geprägt ist. Sie thematisiert die Ergebnisse einer journalistischen Recherche. Dokumentationen haben hingegen den Anspruch lebensweltliche Erfahrungen möglichst originalgetreu wiederzugeben. In gewisser Weise steht die systematische und authentische Erschließung von Information im Vordergrund. Eine Biographie wiederum darf man als eine den Fakten und der Objektivität verpflichtete Lebensbeschreibung einer Person auffassen. Werden die biographischen Fakten hingegen kreativ ausgeschmückt, muss man vom biographischen oder historischen Roman sprechen.
Die spannende Frage ist nun, inwieweit man diese Ausprägungen auch im Comic vorfindet. Etwa Anne Frank (Ernie Colon / Sid Jacobson), Barfuß durch Hiroshima (Keiji Nakazawa), Blankets (Craig Thompson), Cash – I see a darkness (Reinhard Kleist), Castro (Reinhard Kleist), Footnotes in Gaza (Joe Sacco), Haarmann (Peer Meter / Isabel Kreitz), Held (Felix Görmann a.k.a. Flix), Mädchen (Felix Görmann a.k.a. Flix), Maus (Art Spiegelman), Palestine (Joe Sacco), Persepolis (Marjane Satrapi), Sag was (Felix Görmann a.k.a. Flix), The Year of Living Dangerously (Ted Rall / Pablo G. Callejo) und viele andere Comics thematisieren Biographien, private Erlebnisse oder eigene Erfahrungen und schmücken diese bisweilen sehr schillernd aus. Wo liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Comics? Wann darf man bei dieser Art von Comics von Journalismus sprechen? Mit welchen journalistischen Stilformen wird gearbeitet? Wird hier ein neues Genre begründet? Entwickelt sich hier eine eigene Form der Narration? Wird hier die Tradition des Reporters mit dem Zeichenstift erneut belebt? Wie ist etwa das Verhältnis zur Reportage-Fotografie, zum Dokumentarfilm oder zum biographischen Roman zu beurteilen? Was ist die intendierte Aufgabe und Funktion der eingesetzten Stilmittel? Worin besteht die tatsächliche Wirkung?
Fragen aus diesem Spektrum wurden in der 6. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung aufgegriffen und diskutiert.