Naturschutz mit oder ohne Tourismus?
Konfliktpotentiale in der praktischen Umsetzung der Naturparkidee
Zeitraum: 2002-03
Bearbeiter/in: W. Gamerith/M.-L. Berberich
Inhalt: Naturschutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes der Menschheit zählen angesichts einer kontinuierlich voranschreitenden, globalen Veränderungsprozessen unterworfenen Standardisierung traditioneller Kulturpraktiken mit ihrer Umwelt wohl zu den größten Herausforderungen des noch jungen 21. Jahrhunderts. Besonders in Peripherregionen, in denen sich "ursprünglichere" Konstellationen in der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt, zwischen Kultur und Natur, über Jahrhunderte und Jahrzehnte bis in die Gegenwart halten konnten, kann die Suche nach Konzepten zur tragfähigen Gestaltung der Zukunft in enger Abstimmung zwischen den Bedürfnissen des wirtschaftenden Menschen und einer bewirtschafteten Natur wegweisend sein. Dies gilt vor allem auch dann, wenn diese Peripherregionen in umfassendere touristische Wertschöpfungsketten eingebunden sind und ihre kulturell-ökologischen Potentiale von außen genutzt, aber auch verändert und gefährdet werden.
Das Projekt greift die aktuelle raumordnungs- und regionalpolitische Diskussion um die Verknüpfung des Naturschutzgedankens mit wirtschaftlichen Impulsen auf und versucht anhand eines Beispiels aus den österreichischen Alpen (Kaunertal, Tirol) zu zeigen, dass eine dynamisch-innovative Handlungsstrategie in der Schutzgebietspolitik, die Naturschutz mit wirtschaftlicher Entwicklung zu verbinden trachtet, nicht a priori als weniger wirksam gelten muss als ein "umfassender", restriktiver Schutz, der dem klassischen, statisch-konservierenden Prinzip folgt.
Der empirische Teil des Projekts gründet auf Interviews mit mehr als 500 Touristen und Besuchern der Naturparkregion. Eine der zentralen Erkenntnisse der Befragung liegt im überraschenden Ergebnis, dass eine überwältigende Mehrheit von Gästen und – noch überraschender – auch Einheimischen mit dem Naturpark primär den Naturschutzgedanken assoziiert, obwohl das Naturparkkonzept nicht in erster Linie mit dem Schutzaspekt verbunden werden will, sondern eher die Integration der Kulturlandschaft postuliert. Daraus lässt sich unverändert ein Aufklärungsbedarf ableiten, der touristische Inhalte mit Überlegungen zur Natur- und Kulturlandschaft integriert.
Diplomarbeit: Berberich (2004)