Slowenen in Kärnten
Die Kärntner Slowenen als ethnische Minderheit in peripherer Lage
Zeitraum: 1991-93
Bearbeiter: W. Gamerith
Inhalt: Nicht erst in der politisch-geographischen Gegenwart bildet Kärnten ein besonderes Beispiel für ein "contested territory", dem unterschiedliche Interessen und Ansprüche entgegengebracht werden. Die als "Volksgruppenproblematik" in der Zweiten Republik thematisierte Auseinandersetzung zwischen deutschsprachigen und slowenischsprachigen Kärntnern besitzt in nationalistisch artikulierten und kulturell verbrämten Diskursen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Vorbilder und Prägemuster. Das Projekt bemüht sich im ersten Teil um eine Dokumentation dieser ethnisch argumentierenden Auseinandersetzungen anhand der offiziellen Statistiken der Volkszählung seit der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dabei wird der konstruktivistische, interessegeleitete sowie zeit- und hintergrundbezogene Aspekt der Volkszählungsdaten, und besonders des statistischen Merkmals der "Sprache", hervorgehoben. Der "Kärntner Konflikt" ist nicht statisch und unveränderbar, sondern steht in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zu sozio-ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen, die darüber entscheiden, welches Bekenntnis zu welcher ethnischen Gruppe jeweils opportun erscheint.
Im zweiten Teil des Projekts wird der Frage nachgegangen, ob das Siedlungsgebiet der ethnischen Minorität in Südkärnten bis heute zu den wirtschaftsstrukturell benachteiligten und marginalisierten Regionen des Bundeslandes zählt. Dieses Argument der ökonomischen Peripherisierung wird bis heute in den minderheitenpolitischen Debatten ins Treffen geführt. Eine regionalgeographische multivariate statistische Untersuchung, die cluster-, regressions-, faktoren- und diskriminanzanalytische Elemente einbezieht, kommt zu dem Ergebnis, dass das gemischtsprachige Gebiet Südkärntens zwar gewisse Charakteristika und Tendenzen einer wirtschaftlichen Benachteiligung zeigt, diese sich in anderen Randgebieten Kärntens jedoch noch wesentlich deutlicher manifestieren, was die Notwendigkeit einer besonders umsichtigen öffentlichen Förder- und Regionalpolitik – unabhängig von ethnischen Kriterien – nahelegt.
Publikation – Monographien und Herausgeberschriften: Gamerith (1994)
Publikation – Zeitschriften- und Buchbeiträge: Gamerith (1999c)
Sonstige Schriften: Gamerith, W. (1993): (1993): Geographische Untersuchungen über die Kärntner Slowenen als ethnische Minderheit in peripherer Lage. – [Diss. Naturwiss. Fak.]. Salzburg. 326 S.