Projektdetails
Das Chinabild in deutschen Schulbüchern
Fragestellung des deutsch-chinesischen Schulbuchprojektes:
Die Forschergruppe will herausfinden, welche Vorstellungen und welches Wissen über China deutsche Jugendliche mittels Schulbuchtexten vermittelt bekommen. Von besonderem Interesse ist dabei, welches Nationenbild für China aus den ausgewählten Schulbüchern zu rekonstruieren ist. Das Projekt will darüber aufklären, ob deutsche Schulbücher China möglicherweise einseitig, verzerrt negativ darstellen. Im Rahmen des Projekts werden mehrere Teilstudien durchgeführt.
Studie I untersucht eine Stichprobe aus 71 Schulbüchern (zur Liste der untersuchten Schulbücher) auf das darin induktiv zu schließende Nationenbild und eventuelle Nationenstereotype.
In Studie II werden aus einer Auswahl von 71 Büchern die chinabezogenen Treffer aus der Fremdbildperspektive der deutschen Forschergruppe und parallel aus vermuteter Fremdbildperspektive der chinesischen Gruppe untersucht. Die Studie zielt auf die Rolle der Nationenzugehörigkeit bei Textinterpretationen identischer Texte im Kontext von Nationenbildforschung.
Eine Studie III, die in der Datenerhebung ist, vergleicht die Nationendarstellungen Chinas mit denen der USA in den gleichen Büchern und zielt auf die Frage, ob sich die Darstellungen der beiden Nationen mit Blick auf die Vermittlung eines reflektierten, widerspruchsvollen Nationenbildes unterscheiden. An die Vergleichsstudie angeschlossene studentische Qualifikationsarbeiten untersuchen das China- bzw. USA-Bild Jugendlicher mittels sog. 10-minute-papers, also kurzen auf einen Schreibimpuls zurückgehender Schüleressays, um Aufschluss über die Nationenbilder von Schülerinnen und Schülern aus 11. Klassen in Gymnasien zu erhalten.
Methodisches Vorgehen:
Die gymnasialen Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Politik der beiden Schulbuchverlage Klett und Cornelsen für die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen werden einer Inhaltsanalyse unterzogen. Dabei kommen sowohl frequenzanalytische Verfahren zur thematischen Struktur als auch Valenzanalysen zur Untersuchung der latenten Bewertungen zum Einsatz. Untersucht werden in den Schulbüchern nicht nur explizite Chinakapitel, sondern auch bloße Chinaerwähnungen in anderen Kapiteln. Indem in Studie II beiden Forschungsgruppen ein identisches Untersuchungsmaterial vorliegt, ermöglicht dieses Vorgehen, etwaige Unterschiede in den Befunden auf Drittvariablen zurückzuführen. So können sich in den Einschätzungen der deutschen Forschergruppe Fremdbilder über China manifestieren, während die Befunde der chinesischen Seite auch mit ihrem Selbstbild und ihrem wahrgenommenen Fremdbild erklärt werden können.
Projektstand Dezember 2023: Publikation zu Studie I im Reviewprozess.
Mägdefrau, J.; Michler, A. & Urlbauer, P. (in Vorber.) China in deutschen Schulbüchern – Befunde aus einer Studie zu Nationenbildern.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Jutta Mägdefrau (Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt empirische Lehr-/Lernforschung) Prof. Dr. Andreas Michler (Professur für Didaktik der Geschichte) |
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Laufzeit | 01.04.2019 |
Themenfelder | Didaktik der Geschichte, Allgemeine und fachbezogene Lehr-, Lern- und Qualifikationsforschung |