Projekt FuturEN
Governance, Identitäten und Zukunft innerhalb von Differenzkategorien im Kohlebergbau in Zentralkalimantan, Indonesien
Welche Auswirkungen hat die Bergbau-Industrie auf indigene Gruppen, gender-spezifische Machtverhältnisse und die Umwelt? Die Passauer Anthropologin Dr. Kristina Großmann forscht in Indonesien, wo neue Kohlefelder inmitten eines Naturschutzgebiets entstehen. Das BMBF fördert das Projekt.
In Zentralkalimantan herrscht Goldgräberstimmung: Hier werden die weltweit größten Kohlereserven vermutet. Von besonderer Bedeutung ist das groß angelegte Projekt IndoMet: Es geht um 350.000 Hektar, wo 774 Millionen Tonnen Kohle liegen sollen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen Firmen hier bis zu 20 Millionen Tonnen Kohle jährlich fördern.
Die Kohlefelder liegen zum Teil in dem geschützten Waldgebiet "Heart of Borneo", das für seine hohe Biodiversität bekannt ist und Lebensraum für (halb-)nomadisch lebende Gruppen bietet. Landrechtskonflikte aufgrund von undurchsichtigen Lizenzen, fehlende Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und zerstörerische Praktiken im Kohleabbau sind nur einige der aktuellen Probleme.
Dieses Konfliktfeld analysiert Dr. Kristina Großmann, Projektleiterin und Akademische Rätin am Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung mit Schwerpunkt Südostasien an der Universität Passau. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ihr Projekt "FuturEN" im Rahmen des Programms "Kleine Fächer - große Potenziale" über eine Laufzeit von drei Jahren.
"Der Abbau von Kohle ist eines der größten Probleme Indonesiens mit immensen sozialen und ökologischen Folgen sowie höchster politischer Relevanz", fasst Dr. Großmann zusammen. "Deshalb möchte ich mit inter- und transdisziplinärer Forschung im Zuge meines Projekts zu zukunftsfähigen Lösungen beitragen."
Ihr Forschungsprojekt widmet sich den Konflikten und Aushandlungsprozessen zwischen Regierung, Firma, indigener Dayak-Bevölkerung und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Insbesondere untersucht sie, welche Rolle Ethnizität, Klassenzugehörigkeit und Gender innerhalb dieser Konflikte spielen. In regelmäßigen Forschungsaufenthalten in Zentralkalimantan wird Dr. Großmann Daten für weitere Analysen erheben.
Dr. Kristina Großmann forscht zu drei Fragekomplexen:
- Governance: Welche Machtverhältnisse werden vor dem Hintergrund von Ethnizität, Gender und Klasse innerhalb von Bergbau reproduziert?
- Identitäten: Welche ethnischen sowie gender- und klassenspezifischen Identitäten spielen in den Aushandlungen eine Rolle?
- Zukunft: Welche Zukunftsvorstellungen bezüglich des Abbaus von natürlichen Ressourcen gibt es und wie können Divergenzen überbrückt werden?
Dr. Kristina Großmann arbeitet empirisch mit qualitativen Methoden. Dazu zählen teilnehmende Beobachtung, Interviews, Netzwerkanalyse und Szenario-Workshops. Wichtig ist ein transdisziplinärer Forschungsansatz, bei dem sie die Erfahrungen von Menschen aus der Praxis miteinbezieht, um lösungsorientierte Ergebnisse zu entwickeln. Das Projekt von Dr. Großmann ist an der Schnittstelle von Südostasienwissenschaften, Genderstudien, Politischer Ökologie, Intersektionalität und Nachhaltigkeitswissenschaften angesiedelt.
Das Bild rechts oben zeigt einen Kohlekahn auf dem Fluss Samarinda in Ostkalimantan, Indonesien. Foto: Kemal Jufri/Greenpeace
Projektleitung an der Universität Passau | Kristina Großmann (Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung (Schwerpunkt Südostasien)) |
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Laufzeit | 01.09.2017 - 31.08.2020 |
Mittelgeber | BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung |
Projektnummer | 01UL1708X |
Themenfelder | Sprachen und Kulturen Südostasiens und Ozeaniens, Südostasien und Ozeanien, Geistes- und Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Agrarökonomie und -soziologie |