BegIN
Inklusive Begabungsförderung (IBF) in Niederbayern
Inklusive Begabungsförderung (IBF) folgt dem Leitsatz "Fördern auf Verdacht". Alle Schüler*innen haben Potenziale und sollen dementsprechend gefördert werden. Fördermaßnahmen werden allen Schüler*innen angeboten, nicht nur denen, die bereits überdurchschnittliche Leistungen erbringen können. Somit ist Inklusive Begabungsförderung nicht ausschließlich auf die Förderung von Hochleistung ausgerichtet, wie es bislang in begabungsfördernden Konzepten der Fall war. Inklusive Begabungsförderung lockt die vielfältigen, schlummernden Potenziale aller Schüler*innen hervor, unabhängig ihrer persönlichen Voraussetzungen. Dadurch gelingt der Inklusiven Begabungsförderung ein wesentlicher Schritt in Richtung Bildungsgerechtigkeit.
Das Projekt "BegIN – Begabungsförderung inklusiv in Niederbayern" ist ein Pilotprojekt, das im Oktober 2021 gestartet wurde und die Implementierung Inklusiver Begabungsförderung an neun Schulen in Niederbayern zum Ziel hat. Das Projekt zeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Praxis, Schulbehörde und Hochschule aus und ist an die Forschungsergebnisse aus den Bereichen Begabungsförderung, Inklusion und Schulentwicklung angelehnt.
Die theoretische Grundlage des Projekts bildet der Qualitätszirkel für Inklusive Begabungsförderung (QuIB) von Hansen (2019). Der QuIB definiert Inklusive Begabungsförderung als "die Förderung aller Schüler*innen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Stärken und Schwächen". Zentrale Bestandteile des QuIB sind die Entwicklung einer begabungsfördernden Schulkultur und die Förderung aller Schüler*innen, unabhängig von ihren Stärken und Schwächen. Im Rahmen von BegIN werden Schulentwicklungsmaßnahmen in den fünf Qualitätsdimensionen des QuIB (Lehren und Lernen, Schulgemeinschaft, Schulklima, Führung und Leitung, Ressourcen) umgesetzt.
- Implementierung Inklusiver Begabungsförderung an Schulen: Das Projekt zielt darauf ab, Inklusive Begabungsförderung systemisch und systematisch an neun Schulen in Niederbayern zu implementieren. Das bedeutet, dass alle Schüler*innen in ihren individuellen Fähigkeiten und Potenzialen gefördert werden sollen, unter Berücksichtigung ihrer Lebenssituation und ihrer spezifischen Bedürfnisse.
- Entwicklung und Implementierung eines Begabungssiegels: Im Zuge des Pilotprojekts wurden Kriterien für ein Begabungssiegel ("BegIN-Siegel") entwickelt. Schulen, die die Kriterien erfüllen und nachweisen, dass sie Inklusive Begabungsförderung erfolgreich umsetzen, werden mit diesem Siegel für drei Jahre zertifiziert. Die Kriterien wurden aus dem Qualitätszirkel für Inklusive Begabungsförderung (QuIB) von Hansen (2019) abgeleitet und im Laufe des Projekts an die Bedürfnisse der Schulen angepasst.
- Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Implementierungsprozesses: Das Projekt wird von Wissenschaftler*innen der Universität Passau und der KPH Wien/Krems begleitet. Durch die wissenschaftliche Begleitung sollen förderliche und hemmende Einflussfaktoren beim Implementierungsprozess identifiziert werden. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung dienen dazu, den QuIB und die Kriterien des Begabungssiegels weiterzuentwickeln.
- Schaffung einer nachhaltigen und wirksamen Begabungsförderung: Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es, dass Inklusive Begabungsförderung an den teilnehmenden Schulen nachhaltig implementiert wird und sich positiv auf die Entwicklung aller Schüler*innen auswirkt. Die Nachhaltigkeit des Projekts soll durch eine Re-Zertifizierungsphase nach drei Jahren gewährleistet werden.
- Verbreitung von Good Practice und "Leuchtturmfunktion" der zertifizierten Schulen: Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Pilotprojekt sollen anderen Schulen in Niederbayern und darüber hinaus zugänglich gemacht werden. Die zertifizierten Schulen sollen als "Leuchttürme" dienen und andere Schulen bei der Implementierung Inklusiver Begabungsförderung inspirieren und unterstützen.
- Profilentwicklung: In dieser Phase entwickeln die Schulen ihr individuelles Profil im Bereich Inklusive Begabungsförderung.
- Audit-Phase: In dieser Phase werden die Schulen von externen Expert*innen auditiert, um den Stand der Implementierung zu überprüfen.
- Zertifizierungsphase: Schulen, die die Kriterien des Begabungszertifikats erfüllen, werden zertifiziert.
- Re-Zertifizierungsphase: Nach drei Jahren werden die Schulen erneut auditiert, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten.
- Schulleiter*innen: Sie fungieren als "Türöffner" und tragen die Verantwortung für die Implementierung an ihrem Standort.
- Steuergruppen: An jeder Schule wird eine Steuergruppe gebildet, die den Prozess begleitet und die Maßnahmen koordiniert.
- Schulentwicklungsmoderator*innen: Sie unterstützen die Schulen bei der Umsetzung und bieten Fortbildungen an.
- Fachexpert*innen: Sie beraten die Schulen in spezifischen Fragen.
- Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der Universität Passau und der KPH Wien/Krems: Sie begleiten das Projekt wissenschaftlich und werten die Ergebnisse aus.
Die Kooperation und der Austausch zwischen den Akteur*innen sind wichtige Bestandteile des Projekts. Hospitationen an Wiener Begabungssiegelschulen und Fortbildungsveranstaltungen tragen zur Professionalisierung der Lehrkräfte bei.
Erste Schulen erhalten Begabungsiegel BegIN
nach zweijähriger Pilot- und Entwicklungsphase sieben Schulen zertifiziert
Am 20.11.2023 wurden die ersten Schulen mit dem Begabungssiegel "Begabungssensible Schule. Inklusiv" (BegIN) ausgezeichnet. Im Rahmen einer Zertifizierungsfeier an der Regierung von Niederbayern in Landshut wurden sieben Schulen ihre Plakette in feierlichem Rahmen überreicht. Diese Schulen haben in einem Auditverfahren aufzeigen können, dass sie standortspezifisch begabungssensible Kulturen, Strukturen und Praktiken nachhaltig entwickelt und inklusive Begabungsförderung nach der BegIN Konzeption langfristig im Leitbild ihrer Schule verankert haben.
Das in Kooperation von Vetreter*innen der Regierung von Niederbayern, der Universität Passau und der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) getragene Projekt startete im Schuljahr 2021/2022 und forciert den Aufbau eines Kompetenzzentrums zur inklusiven Begabungsförderung in Niederbayern über die wissenschaftlich begleitete Zertifizierung von Pilotschulen, die entsprechende Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften, sowie den Aufbau von Mentoring- und Beratungsstrukturen.
Folgende Schulen wurden erfolgreich zertifiziert:
- Grundschule Sankt Martin in Deggendorf
- Grundschule Hohenpfahl in Kelheim
- Grundschule Landau an der Isar
- Grundschule Sankt Wolfgang in Landshut
- Mittelschule Sankt Martin in Deggendorf
- Kunstgrundschule Sankt Peter und Paul in Landshut
- Institut für Hören und Sprache (Sonderpädagogische Förderzentrum) in Straubing
- Die Grundschule Buch am Erlbach und die Kunstgrundschule Haidenhof in Passau befinden sich aktuell noch im Zertifizierungsprozess.
Pressemitteilung - „BegiN“ für eine qualifizierte Begabungsförderung an niederbayerischen Schulen - Kick-Off am 22. und 23. Oktober 2021 an der Universität Passau
- Hofer Denise (2024). Die Implementierung Inklusiver Begabungsförderung - Eine Interventionsstudie zur Implementierung Inklusiver Begabungsförderung in Niederbayern. Dissertation. urn:nbn:de:bvb:739-opus4-15065
- Hofer, Denise/Hansen, Christina (2024). Die Implementierung Inklusiver Begabungsförderung SchulVerwaltung Bayern aktuell, 04/2024, Carl Link Verlag.
- Hofer, Denise/Hansen, Christina (2024). Die Implementierung Inklusiver Begabungsförderung SchulVerwaltung Wien aktuell, Carl Link Verlag. 2/2024, S. 56-59.
- Rachbauer Tamara (2024). Chancen und Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) und Learning Analytics (LA) auf inklusive Begabungsförderung. #schuleverantworten, 1(4), 75–81. https://doi.org/10.53349/schuleverantworten.2024.i1.a390
- Hansen, Christina/Hofer, Denise (2023). Pilotprojekt BegIN. Die Implementierung eines Begabungssiegels im Kontext Inklusion. In: Rogl, S. Resch, C., Bögl, E. Gürtler, B., Hinterplattner, S., Klug, J. Begabung verändert – förderliche Lernwelten erforschen, gestalten, implementieren. Waxmann. S. 243-247.
- Hansen Christina (2019). Der Qualitätszirkel Inklusive Begabungsförderung (QuIB). Pilotvorlage für die Regierung von Niederbayern.
Projektverantwortliche
Prof. Dr. Christina Hansen, Dr. Kathrin Eveline Plank, Dr. Tamara Rachbauer, MA, BSc, Manuela Jäger, Katja Reitmaier, Dr. Nina Bothe, Sophia Pöcheim - Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Diversitätsforschung und Bildungsräume der Mittleren Kindheit | Universität Passau |
Mark Bauer-Oprée, Leiter des Sachgebiets Grund- und Mittelschulen - Erziehung, Unterricht und Qualitätssicherung; Franz Schneider, Bereichsleiter Schulen | Regierung von Niederbayern |
Prof. Dr. Denise Hofer, Fachstelle Begabung.Person.Potential (BPP); Richard Pirolt, BEd, MEd, Leitung Zentrum für Internationalisierung | KPH Wien Krems |