Vergleichende Außenpolitik-Forschung in Europa (PAFE)
Die Idee
Das Projekt "Vergleichende Außenpolitik-Forschung in Europa" (Project on Comparative Analysis of Foreign Policies in Europe, kurz PAFE) wurde bis Mai 2002 am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Außenpolitik der Universität Trier durchgeführt. Es wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der ASKO Europa-Stiftung gefördert.
Das Projekt befasst sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der EU-Außenpolitik und versucht Faktoren zu identifizieren, die die Entwicklung hin zu einer kohärenten und effektiven Außenpolitik fördern bzw. behindern. Dabei geht PAFE davon aus, dass das außenpolitische Verhalten von Staaten, wie auch das des kollektiven Akteurs EU, wesentlich durch ihre jeweilige "Identität" geprägt ist. Die staatenspezifische "nationale Identität" wird als eine soziale Konstruktion verstanden, die das Selbstverständnis einer national verfassten Gesellschaft in Beziehung und Abgrenzung zu anderen national verfassten Gesellschaften zum Inhalt hat. Die Wirkungsweise von Identität auf Verhalten wird dabei als indirekt konzeptualisiert, indem davon ausgegangen wird, dass nationale Identität einen Referenzrahmen für innergesellschaftliche Diskurse vorgibt, die ein bestimmtes außenpolitisches Verhalten betreffen. Das Ziel des Projektes besteht mithin darin, sowohl theoretisch-konzeptionell als auch methodisch und empirisch einen Beitrag zur Analyse von Identität in den internationalen Beziehungen zu leisten.
Empirisch befasst sich PAFE mit den Außenpolitiken von insgesamt acht EU-Mitgliedstaaten, die sich sowohl hinsichtlich materieller als auch identitärer und diskursiver Faktoren unterscheiden. Diese acht Länder sind Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich. Das außenpolitische Verhalten und die nationalen Diskurse dieser acht Länder wurde systematisch miteinander verglichen.
Mit Hilfe der Analyse von jeweils zwei einschlägigen historischen Diskursen konnte anschließend die außenpolitische nationale Identität der Staaten ermittelt werden. Diese Identitäten werden auf zwei Fälle angewendet: die GATT-Verhandlungen in der Uruguay-Runde und den Kosovo-Konflikt (vgl. die Monographien). Die Verhaltens- und Diskursanalysen zeigen auf, inwieweit die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik – bis hin zu einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsidentität – durch Identitätsunterschiede gehemmt bzw. durch Identitätskongruenzen gefördert wird. PAFE ordnet sich damit einerseits in den größeren Themenkomplex der Analyse europäischer Außenpolitik und der vergleichenden Analyse nationaler Außenpolitiken sowie andererseits in jenen der konstruktivistisch inspirierten Identitätsforschung ein.
Ergebnisse des Projekts
Die unmittelbaren Ergebnisse des PAFE-Projektes sind in zahlreichen Formaten veröffentlicht worden. Seit dem Ende des PAFE-Projektes an der Universität Trier sind zudem zahlreiche weitere Veröffentlichungen hinzugekommen, die den erarbeiteten Ansatz auf neue Fälle anwenden.
Publikationen
- Monographien
- Vergleichende Studien zur Europäischen Außenpolitik
- Ergebnisberichte:
Die dem Projekt immanente Theorie ist in zahlreichen Beiträgen präsentiert und weiterentwickelt worden.
Außerdem bieten die Länderstudien eine Aufbereitung der Ergebnisse zu den jeweiligen nationalen Außenpolitiken.