"Interkulturelle Herausforderungen im 21. Jahrhundert" (2016-2017)
Das Projektvorhaben "Aktives Lehrersein im 21. Jahrhundert" (WS 2016/17 - SS 2017) sollte bayerische sowie tschechische Lehramtsstudierende auf ihre zukünftige Rolle als Lehrende, unter Umständen direkt in der tschechisch-bayrischen Grenzregion, vorbereiten. Durch Anknüpfung und effektive Vertiefung der bereits bestehenden grenzüberschreitenden Kontakte sollte die zukünftige binationale (berufliche) Zusammenarbeit angeregt und im besten Falle bereits direkt grundgelegt werden. Und aufgrund der Grenznähe kommt es dazu, dass immer mehr tschechische und deutsche Lehrkräfte im benachbarten Ausland unterrichten, aber auch Schüler des jeweils anderen Landes Teil der örtlichen Klassengemeinschaft sind. Es entsteht eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten für grenzüberschreitende Kontakte und Zusammenarbeit (z.B. Schüleraustausche, gemeinsame Kulturveranstaltungen, Projekttage). Lehrkräfte beider Länder sind jedoch auf diese neue Situation nicht ausreichend vorbereitet. Das Projekt bietet den Lehramtsstudierenden an der Pädagogischen Fakultät in C. Budejovice sowie an der Universität Passau die Möglichkeit, bereits in der Ausbildung das eigene theoretische Wissen in Bezug auf Interkulturalität, interkulturelles Lernen und interkulturelle Kompetenz zu erweitern aber vor allem ihre Kenntnisse im Rahmen der Treffen mit Studierenden sowie Schülern des anderen Landes praktisch anzuwenden und zu reflektieren. Seminarsequenzen in Passau und Budweis, Unterrichtsbesuche, Stundenanalysen und eigene kurze Unterrichtsversuche an Schulen machen deutsche und tschechische Kulturstandards transparent, ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen und fremden Kultur und liefern v.a. konkrete interkulturelle Anregungen für den späteren eigenverantwortlichen Unterricht. Beispielsweise ist geplant, gegenseitige Bräuche und Traditionen (z.B. Weihnachten, Ostern) in den Lehrveranstaltungen zu erörtern, Unterrichtssequenzen dazu zu erstellen und an Schulen in der Grenzregion (z.B. D-Hohenau, CZ-Vimperk) umzusetzen. Ebenso ist es bedeutsam, dass Lehramtsstudierende bei den Unterrichtshospitationen die unterrichtlichen Standards im Nachbarland kennenlernen, um angemessen reagieren zu können, wenn sie Schüler aus dieser Region später im Unterricht haben. Durch das Projekt möchten wir zur Lösung der dringlichen Aufgabe von Lehrkräften beitragen, bereits frühzeitig Barrieren und Vorurteile gegenüber "Anderen" abzubauen, die Dialogbereitschaft mit anderen Kulturen zu fördern und Offenheit gegenüber neuen Formen des Zusammenlebens zu initiieren.
WS 2016/17 - Interkulturelle Lehrveranstaltung in Passau
Die erste binationale Begegnung der Studierenden aus Passau und aus Ceske Budejovice fand von 08. - 10.12.2016 an der Universität Passau statt. Der Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit lag im Wintersemester auf dem Bereich der interkulturellen Unterrichtsplanung, v.a. in multikultureller und sprachheterogener Klassen, die eine besondere Herausforderung für Lehrkräfte in unseren Regionen darstellt. Auf Einladung von Uta Hoffmann, Rektorin der grenznahen Grund- und Mittelschule Hohenau, durfte die Seminargruppe bei der interkulturellen Unterrichtsarbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen hospitieren, selbst aktiv bei Individualisierung- und Differenzierungsmaßnahmen unterstützen und einer speziellen Fördereinheit im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ beiwohnen. An der Universität wurden anschließend Grundlagen zur Unterrichtsplanung in beiden Ländern verglichen, interkulturelle Methoden und Planungselemente erörtert und gemeinsam Unterrichtssequenzen zu Themen der interkulturellen Unterrichtsarbeit, beispielsweise „Weihnachten“, angefertigt. Die Passauer Studierenden hatten zudem praktische interkulturelle Lernaufgaben für ihre tschechischen Gäste erstellt, indem sie gemeinsam in Gruppen bei einem Stadtrundgang ein Quiz bearbeiten oder auf dem Passauer Christkindlmarkt Fragen bei Fieranten oder Besuchern stellten mussten.