Dr. Eunike Piwoni
Akademische Rätin
Ab 1. April 2022
Frau Dr. Eunike Piwoni wird sich ab 1. April 2022 ihrem DFG Projekt widmen.
Affektive und emotionale Dimensionen und Dynamiken von (Nicht-) Zugehörigkeit und dem Erfahren ethnorassischer Exklusion--Ein Vergleich von drei Gruppen von Deutschen mit Migrationshintergrund
Kultursoziolog*innen und Migrationsforscher*innen haben den Fokus zunehmend auf migrantische Erfahrungen der ethnorassischen Exklusion in Form von Stigmatisierungserfahrungen und (wahrgenommener) Diskriminierung gerichtet. Im Zuge dessen haben sie zum einen die Folgen dieser Erfahrungen herausgestellt (wie z.B. reaktive Ethnizität oder ein geringeres Ausmaß an Identifikation mit der Gesellschaft, in der sie leben) und zum anderen das Spektrum an verschiedenen Strategien beschrieben, die exkludierte Gruppen nutzen, um mit diesen Erfahrungen umzugehen. Ferner haben sie erste komparative Studien vorgelegt. In dieser Literatur gibt es drei zentrale Lücken, die dieses Projekt anhand folgender Forschungsfragen adressiert: 1) Welche affektiven und emotionalen Dimensionen kennzeichnen die Wahrnehmung symbolischer Grenzen und Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen von Individuen und Gruppen? 2) In welcher Beziehung stehen individuelle und gruppenspezifische Wahrnehmungen symbolischer Grenzen zu Zugehörigkeitsgefühlen gegenüber verschiedenen Entitäten? 3) Wie lassen sich Unterschiede zwischen Gruppen und Untergruppen im Hinblick auf deren Wahrnehmung symbolischer Grenzen, deren Exklusionserfahrungen, deren Antworten auf diese Erfahrungen und deren Zugehörigkeitsgefühle erklären?Um diese Fragen zu beantworten, bringt dieses Projekt folgende theoretischer Konzepte in Anschlag: das boundary-Konzept, Stigmatisierung und (wahrgenommene) Diskriminierung, (Nicht-)Zugehörigkeit, Affekt, Emotion, Emotionsrepertoires, emotionale Reflexivität, Emotionsarbeit und Gefühlsregeln. Empirisch untersucht das Projekt den deutschen Fall und erhebt Daten über Fokusgruppeninterviews, Einzelinterviews, und Audiotagebücher mit drei „Gruppen“ von deutschen Staatsbürger*innen: Deutschen mit türkischem und polnischem Migrationshintergrund und Schwarzen Deutschen. Es werden Daten auf der Individual-, der Interaktions- und der Gruppenebene generiert. Die Ergebnisse des Projekts werden internationale Debatten in der Kultursoziologie und der Migrationsforschung in dreierlei Hinsicht voranbringen: Erstens wird das Projekt eine emotionssoziologische Perspektive darauf eröffnen, wie Exklusionserfahrungen im Feld diskutiert werden, indem es affektive und emotionale Dynamiken systematisch zum Fokus macht. Dies ist höchst relevant, da Affekte und Emotionen jegliche Erfahrung von Exklusion prägen. Zweitens wird das Projekt die Debatte über die Bedeutung wahrgenommener Diskriminierung und Stigmatisierung für die Integration von Migrant*innen voranbringen, indem es die Zusammenhänge von symbolischen Grenzen, Exklusionserfahrungen und Gefühlen der (Nicht-)Zugehörigkeit theoretisiert. Drittens wird das Projekt unser Verständnis jener Faktoren vergrößern, die beeinflussen wie (Unter-)Gruppen symbolische Grenzen und Exklusion wahrnehmen, welche Repertoires an Antwortstrategien ihnen zur Verfügung stehen und welche Gefühle von (Nicht-)Zugehörigkeit sie entwickeln.
Schwerpunkte
- Politische Soziologie
- Kultursoziologie
- Migrationssoziologie
- Emotionssoziologie
- Qualitative Sozialforschung
Ab 02/2020 | Akademische Rätin an der Universität Passau, Lehrstuhl für Soziologie (Prof. Stögner) |
10/2014 – 01/2020 | Akademische Rätin auf Zeit an der Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Soziologie, Abteilung Kultursoziologie, Lehrstuhl für Religionssoziologie (Prof. Koenig); Elternzeit vom 08/2015 bis 12/2016 |
01/2014 – 09/2014 | Forschungsaufenthalt in London, UK (affiliiert mit Monika Krause, Department of Sociology, Goldsmiths’ College, University of London); Titel des Projekts: Discourses of Cosmopolitanism and Boundary Work at an International, High-Quality University (Forschungsstipendium der DFG) |
01/2012 – 09/2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für Soziologische Theorie und Komparative Makrosoziologie (Prof. Münch); Elternzeit von 04/2012 bis 09/2014 |
04/2011 – 12/2011 | Project Officer bei Eurice (European Research and Project Office) in Saarbrücken; Koordination und Administration von EU-Großprojekten (FP7) |
2008 - 2011 | Promotionsstudium an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (DFG-Stipendiatin im Graduiertenkolleg “Märkte und Sozialräume Europas”) Dissertation: “Nationale Identität im Wandel. Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur” (verteidigt am 29. Juli 2011, summa cum laude) |
09/2009 – 05/2010 | Visiting Scholar am Institute for the Study of Human Rights an der Columbia University, New York, USA |
08/2007 – 03/2008 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Passau, Lehrstuhl für Soziologie (Prof. Bach) |
10/2005 – 09/2007 | Geschäftsführerin von ”Perspektive Osteuropa an der Universität Passau |
2000 – 2005 | Studium der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Universität Passau, Abschluss als Diplom-Kulturwirtin Univ. (1,5) |
09/2002 - 02/2003 | Visiting Research Student an der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań, Polen |
1999 | Abitur am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach (1,2) |
Buch
2012 | “Nationale Identität im Wandel. Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur“. Wiesbaden: VS Verlag. |
Zeitschriftenartikel (* peer reviewed; **SSCI-ranked)
im Erscheinen | "Uncovering ‘invisibility’: Identities and experiences of exclusion among highly educated Germans of Polish descent." Central and Eastern European Migration Review |
im Erscheinen 2024 | "Die Erforschung von Erfahrungen ethnorassischer Exklusion" in den Migration Studies. Methodologische Vorschläge für eine Erweiterung des intersektionalen Blicks. In Stögner, K. und Rajal, E. (Hrsg.): Intersektionalität: Soziologie zwischen Theorie und Praxis. |
im Erscheinen | "Symbolische Grenzen: Zugehörigkeitsgefühle als Ressource guten Lebens in der Einwanderungsgesellschaft“. In Henkel, A. et al. (Hrsg.): 10 Minuten Soziologie: Gutes Leben. transcript. |
2024** | “’Where are you from?’ The affective and emotional dimensions of an ambiguous incident of everyday racism.” In Emotions and Society. 6(2), 262-279. Online First. |
2024** | “Comprehending and sensing racism: how Germans of migrant background make sense of experiences of ethnoracial exclusion.” In Journal of Ethnic and Migration Studies. Online First. https://doi.org/10.1080/1369183X.2024.2316635 |
2023** | (with Marlene Mußotter) “The evolution of the civic-ethnic distinction as a partial success story: Lessons for the nationalism-patriotism distinction.” In Nations and Nationalism. Online First. doi: 10.1111/nana.12944 |
2023** | "Improving the study of responses to experiences of ethnoracial exclusion—a heuristic for comparative qualitative research" In Ethnic and Racial Studies. Online First. doi: 10.1080/01419870.2022.2059386 |
2020** | “Exploring Disjuncture: Elite Students’ Use of Cosmopolitanism”. In Identities, 27(2), 173-190. doi: 10.1080/1070289X.2018.1441691 |
2020** | "Mass-Mediated Discourse on Emotion, and the Feeling Rules it Conveys: The Case of the Sarrazin Debate". In Current Sociology , 68(3), 390-407. doi: 10.1177/0011392117751574 |
2019** | “Giving Back to the World, the Nation, and the Family: Young Elite Cosmopolitans and Their Notions of Solidarity”. In Young. Online First. doi: 10.1177/1103308818817633 |
2018** | (with Florian Töpfl) "Targeting dominant publics: How counterpublic commenters align their efforts with mainstream news". In New Media & Society 20(5), 2011-2027. |
2015** | (with Florian Töpfl) "Public Spheres in Interaction: Comment Sections of News Websites as Counterpublic Spaces". In Journal of Communication 65(3), 465-488. |
2015** | “Claiming the Nation for the People. The Dynamics of Representative Claim-Making in Public Discourse about National Identity and Integration”. In Nations & Nationalism. 21(1), 83-101. |
2013* | “Latent but Not Less Powerful: The Holocaust as an Argumentative Resource in German National Identity Discourse”. In German Politics & Society 31(3), 1-26. |
Weitere Publikationen
2024 | Artikel (im Erscheinen): "Die Erforschung von Erfahrungen ethnorassischer Exklusion in den Migration Studies. Methodologische Vorschläge für eine Erweiterung des intersektionalen Blicks". In Stögner, K. und Rajal, E. (Hrsg.): Intersektionalität: Soziologie zwischen Theorie und Praxis |
2024 | Artikel (im Erscheinen): "Symbolische Grenzen: Zugehörigkeitsgefühle als Ressource guten Lebens in der Einwanderungsgesellschaft". In Henkel, A. et al. (Hrsg.): 10 Minuten Soziologie. transcript. |
2020 | Reviewartikel: "Bianca Williams: The Pursuit of Happiness: Black Women, Diasporic Dreams, and the Politics of Emotional Transnationalism". In Emotions & Society (Forthcoming) |
2017 | Zeitschriftenartikel: "Ein deutsches Jahrzehnt? Der deutsche Identitätsdiskurs als ein Happy End unter Vorbehalt". In Indes 6(3), 83-92. |
2014 | Reviewartikel: "Myria Georgiou: Media and the City: Cosmopolitanism and Difference". In Crossings. Journal of Migration & Culture 5(1), 179-181. |
2009 | Buchbeitrag: “Zu den Voraussetzungen kultureller Grenzüberschreitung. Die Briefe der Ermländerin Marta Hermanowska aus den Jahren 1945-1952 in der Perspektive von Alfred Schütz' Überlegungen zum Fremden”. In D. Gräf & V. Schmöller (Hrsg.), Grenzen. Konstruktionen und Bedeutungen (S. 87-110). Passau: Verlag Karl Stutz. |
April 2024 | "Emotions and Attitudes Towards the Role of the Holocaust in Germany: First Findings of a Qualitative Exploratory Study with Interviewees with and without a Migration Background in Germany". Vortrag bei der 2024 ASEN Conference on Nationalism and Memory, Edinburgh, UK. |
10/11/2023 | "Sensing racism--insights from in-depth interviews with Germans of migrant background". Vortrag bei der Konferenz Confronting European pasts in the present: theoretical reflections and methodological approaches to researching formations of ‘race’ and whiteness, organisiert von der Sektion Migration und ethnische Minderheiten der DGS an der TU Berlin. |
30/6/2023 | "Where are you from?" the Affective and Emotional Dimensions of Being Confronted with an Othering Question" XX ISA Wold Congress of Sociology, Melbourne, Australia |
28/6/2023 | Symposium „A Critical Race Perspective on US Welfare Regimes“, Round Table Discussion Vergleich von Rassismus in Deutschland mit den USA Programmheft.pdf |
10/5/2023 | „10 Minuten Soziologie“, Universität Passau https://www.sobi.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/henkel/1o_Minuten_SoSe_23_Gutes_Leben/RV_Passauer_Minuten_SoSe_2023_Plakat.pdf |
6/10/2022 | "Diskriminierungs-, Rassismus- und Exklusionserfahrungen von Deutschpol*innen, Deutschtürk*innen und Schwarzen Deutschen in komparativer Perspektive". Vortrag bei der DeZIM-Tagung 2022, HU Berlin. |
31/8-2/9/2022 | "Studying Affective and Emotional Dimensions of Experiences of Ethnoracial Exclusion" - 10th MIDTERM CONFERENCE OF ESA-RESEARCH NETWORK 11 „SOCIOLOGY OF EMOTIONS”, Hamburg |
28-29/4/2022 | Exklusionserfahrungen von Deutschpol*innen und wie sie diese verstehen, Vortrag im Rahmen der Frühjahrstagung der Sektion Migration und ethnische Minderheiten der Deutschen Gesellschaft für Soziologie |
31/8-3/9/2021 | 15th Conference of the European Sociological Association, Barcelona, "Improving the study of responses to ethnoracial exclusion—proposal for a heuristic guiding comparative qualitative research" |
28/9/2018 | Panelorganisation mit Nils Witte und Sabine Trittler beim 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) zum Thema "Symbolic Boundaries in the Perception of Immigrants" (in Englisch), Göttingen. |
28/9/2018 | "The perception of symbolic boundaries among three groups of Germans of migrant background in Hamburg". Vortrag beim 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Göttingen. |
28/6/2018 | Diskutantin beim Workshop Ask the Experts? Positionalities of researchers and public figures of migrant background in European debates about immigration am Max-Planck-Institut für multireligiöse und multiethnische Gesellschaften, Göttingen. |
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), French National Research Agency (ANR); Zeitschriften: Identities: Global Studies in Culture and Power; Kölner Zeitschrift für Soziologie & Sozialpsychologie; Journal of Ethnic and Migration Studies; New Media & Society; Young; International Sociology; Frontiers in Sociology; The Sociological Review; Culture, Practice, Europeanization; Journal of Ethnic and Migration Studies; Ethnicities; Zeitschrift für Politik
Laufend (ab 2018): Die Wahrnehmung symbolischer Grenzen durch Deutsche mit Migrationshintergrund
Im Rahmen dieses Projekts führe ich mit drei Gruppen von „Deutschen mit Migrationshintergrund“ Interviews durch: Deutschen, die einen polnischen Hintergrund haben, Deutschen mit türkischem Hintergrund und schwarzen Deutschen. Dabei interessiert mich, ob sie, trotz ihrer deutschen Staatsbürgerschaft (und damit formellen Mitgliedschaft), symbolische Grenzen zwischen ihren Gruppen und „den Deutschen“ wahrnehmen und wie sie mit diesen umgehen. Zentral ist hierbei die Frage, welche Antworten sie entwickeln, wenn sie diskriminiert oder stigmatisiert werden. In diesem Zusammenhang interessieren mich auch und vor allem die kulturellen Ressourcen (spezifische Diskurse und Deutungsmuster, aber auch Emotionen, Religion und Recht), die ihnen im Umgang mit symbolischen Grenzen (bzw. wahrgenommener Diskriminierung und Stigmatisierung) zur Verfügung stehen und die Faktoren, die den Zugang zu diesen Ressourcen beeinflussen (Medien, Netzwerke, soziale Positionen). Das Projekt ist komparativ in der Anlage und schließt an emotionssoziologische, migrationssoziologische und kultursoziologische Debatten an.
Abgeschlossene Projekte:
1. Der deutsche Diskurs über nationale Identität seit den 1980er Jahren (Zeitraum des Projekts: 2008-2012)
Im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich mich mit zentralen Debatten über deutsche nationale Identität beschäftigt (u.a. mit dem Historikerstreit, der Vereinigungsdebatte und der Leitkulturdebatte) und untersucht, wie sich zentrale Ideen darüber gewandelt haben, was die deutsche Nation ist und wer legitimerweise zu ihr dazugehört, wie man sich ihr gegenüber verhalten soll und welche Bedeutung die NS-Zeit für die Gegenwart haben sollte. Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist, dass die traditionelle Idee einer kulturell und ethnisch verfassten deutschen Nation durch ein pluralistisches Nationsverständnis abgelöst worden ist und dass dieser Wandel mit einem neu ausgehandelten Konsens zum Umgang mit der NS-Zeit einherging. Ferner hatte der Wandel des deutschen Nationsverständnisses wichtige Konsequenzen mit Blick auf die Legitimität von Nationalstolz und Patriotismus. Darüber hinaus argumentiere ich, dass sich dieser mehrdimensionale Wandel als Wirken von „Weltkultur“ (John W. Meyer) interpretieren lässt.
Publikationen aus diesem Projekt sind:
Piwoni, Eunike. 2012. "Nationale Identität im Wandel. Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur". Wiesbaden: VS Verlag.
Piwoni, Eunike. 2013. "Latent but Not Less Powerful: The Holocaust as an Argumentative Resource in German National Identity Discourse". German Politics & Society 31(3), 1-26. doi: 10.3167/gps.2013.310301
Piwoni, Eunike. 2017. „Ein deutsches Jahrzehnt? Der deutsche Identitätsdiskurs als ein Happy End unter Vorbehalt". Indes 6(3), 83-92. doi: 10.13109/inde.2017.6.3.83
2. Online-Kommentarbereiche als Räume für Gegenöffentlichkeit (Zeitraum des Projekts: 2013-2017)
In einem gemeinsamen Projekt mit Florian Töpfl (FU Berlin) habe ich zu den Kommentarbereichen von Online-Zeitungen geforscht. Konkret haben wir die Woche nach der vorletzten Bundestagswahl (2013), in der die AfD den Einzug ins Parlament nur knapp verfehlt hatte, untersucht und dabei sowohl die Berichterstattung meinungsführender Onlinezeitungen über dieses Ereignis als auch alle Kommentare, die unter die unter diesen Artikeln gepostet worden waren, erfasst. Mit unserer Studie konnten wir zum ersten Mal empirisch zeigen, dass sich in den Kommentarbereichen von Onlinezeitungen Gegenöffentlichkeiten formieren. Nichtsdestotrotz sind diese Gegenöffentlichkeiten von den Strukturen der Debatte der meinungsführenden Zeitungen geprägt, da zentrale Frames übernommen werden. Für dieses Projekt habe ich das theoretische Framework mitentwickelt, das Codebuch erstellt und die Daten codiert (22 Artikel, 3154 Kommentare).
Publikationen aus diesem Projekt sind:
Toepfl, Florian and Piwoni, Eunike. 2015. "Public Spheres in Interaction: Comment Sections of News Websites as Counterpublic Spaces". Journal of Communication 65(3), 465-488. doi: 10.1111/jcom.12156
Toepfl, Florian and Piwoni, Eunike. 2017. "Targeting dominant publics: How counterpublic commenters align their efforts with mainstream news". New Media & Society. Online First. doi: 10.1177/1461444817712085
3. Kosmopolitismus und junge Eliten (Zeitraum des Projekts: 2013-2018)
Im Rahmen eines Postdoc-Auslandsstipendiums (DFG) habe ich im Jahr 2014 an der London School of Economics (LSE) Interviews mit internationalen Studierenden zu ihrem Selbstverständnis als Kosmopoliten durchgeführt. Die Zielsetzung des Projekts war es zu verstehen, wie sie die an einer Universität wie der LSE dominante (und zugleich elitär ausgestaltete) kosmopolitische Leitkultur als Ressource für ihr alltägliches Leben nutzen und welche Paradoxien hierbei auftauchen. Ferner hat mich interessiert, welche Narrative sie entwickeln, wenn sie darüber räsonieren, wo sie nach Abschluss ihres Studiums arbeiten und leben möchten und welche Rolle sie hierbei nationalen und lokalen Affinitäten zuweisen. Ein vor dem Hintergrund aktueller Debatten zum Phänomen des Elitekosmopolitismus eher überraschendes Ergebnis war hier die zentrale Bedeutung, die diese jungen Eliten ihrer Kernfamilie beimessen.
Publikationen aus diesem Projekt sind:
Piwoni, Eunike. 2014. "Myria Georgiou: Media and the City: Cosmopolitanism and Difference". Crossings: Journal of Migration & Culture 5(1), 179-181.
Piwoni, Eunike. 2018b. “Exploring Disjuncture: Elite Students’ Use of Cosmopolitanism”. Identities: Global Studies in Culture and Power. Online First.
4. Die Konstruktion symbolischer Grenzen im öffentlichen Diskurs zur Integration von Immigranten (Zeitraum des Projekts: 2013-2018)
In einem teilweise von der Frauenförderung der Universität Bamberg geförderten Projekt habe ich die Sarrazindebatte mit Blick auf die Frage untersucht, wie in dieser Debatte Grenzen konstruiert und modifiziert wurden. Zum einen habe ich dabei eine repräsentationstheoretische Perspektive in Anschlag gebracht, mit deren Hilfe ich zeigen konnte, dass ein zentraler Moment innerhalb der Debatte die Wahrnehmung von Sarrazin als „Volkes Stimme“ war. Hierdurch wurde der Verlauf der Debatte maßgeblich beeinflusst. Ich konnte somit einen Mechanismus aufzeigen, wie Eliten und „das einfache Volk“ gemeinsam Grenzen konstruieren.
Darüber hinaus war die Sarrazindebatte durch einen Diskurs über Emotionen geprägt, der unterschiedliche „Feeling Rules“ für „autochthonen Deutsche“ auf der einen und „Deutsche mit muslimischen Hintergrund“ auf der anderen Seite aufgestellt hat: Deutschen wurden Emotionen zugestanden, während Deutsche mit Migrationshintergrund aufgefordert wurden, ihre Emotionen zu kontrollieren. Das Argument, das ich anhand des Falls der Sarrazindebatte entfalte, lautet demnach, dass über öffentliche Diskurse „Feeling Rules“ verbreitet werden, die symbolische Grenzen stabilisieren und Anerkennung ungleich verteilen.
Publikationen aus diesem Projekt sind:
Piwoni, Eunike. 2015. "Claiming the nation for the people: the dynamics of representation in German public discourse about immigrant integration". Nations and Nationalism, 21(1), 83-101. doi: 10.1111/nana.12084
Piwoni, Eunike. 2018a. "Mass-Mediated Discourse on Emotion and the Feeling Rules it Conveys: The Case of the Sarrazin Debate". Current Sociology. Online First. doi: 10.1177/0011392117751574