Jonas vom Stein
Promtionsprojekt: In Sorge um Gesellschaft, Kirche und Amt“. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer in den Transformationsprozessen der „langen 1960er Jahren".
Pfarrerinnen und Pfarrer üben eine „sorgende Profession“ aus. Im Pfarrberuf verdichtet sich in personeller und institutioneller Hinsicht das christliche Motiv der Nächstenliebe als eine Handlungsmotivation, die sich am Wohl der Mitmenschen orientiert. Sorgende Tätigkeiten im Pfarrberuf umfassen nicht nur Diakonie und Seelsorge, sondern auch – im Rahmen der „cura animarum generalis“ – die liturgische und homiletische Praxis sowie die Gemeindeleitung.
Im Pfarrberuf geht die „Sorge für“ einher mit der „Sorge um“. Durch die Konfrontation mit Menschen an den Bruchstellen des Lebens entsteht ein besonderes Problembewusstsein für die Prozesse, welche die Situationen erst hervorrufen, in denen Menschen der Fürsorge bedürfen. „Sorge für“ und „Sorge um“ stellen zentrale Kategorien für die Handlungsmotivation und Gegenwartswahrnehmung des Pfarrberufes dar.
Diese zwei Dimensionen der Sorge sollen in ihrer Bedeutung für evangelische Pfarrinnen und Pfarrer im Dissertationsprojekt anhand einer zeithistorischen Studie näher untersucht werden. Dazu wird auf die gravierenden religiösen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse der langen 1960er Jahre zurückgegriffen. Die langen 1960er Jahre gelten fachübergreifend als Periode tiefgreifender gesellschaftlicher ebenso wie religiöser Transformationsprozesse. Die in der bundesdeutschen Gesellschaft stattfindenden Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesse stellten die damals als überholt wahrgenommene pfarrberufliche Praxis in Frage.
Diese Transformationsprozesse lassen sich auch als „Krise“ beschreiben: Die institutionalisierten Formen der Kirchen und das kirchliche Amt selbst standen in ihrer Existenz zur Debatte.
Das Forschungsvorhaben zielt auf die Entwicklung eines praktisch-theologischen Konzeptes, der Pfarrberuf als „sorgende Profession“, durch eine zeithistorische Studie ab. Hierzu werden publizistische Zeugnisse evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer wie Beiträge im „Deutschen Pfarrerblatt oder der Zeitschrift „Wege zum Menschen“ ausgewertet.“ Dabei wird sowohl auf die Methoden der historischen Quellenkritik, als auch auf Methoden der Diskursanalyse zurückgegriffen.
Jonas vom Stein studierte bis 2017 an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität Bonn und der Ruhr-Universität Bochum Geschichte und Evangelische Theologie. In beiden Fächern verfasste er Abschlussarbeiten zum Pfarrberuf.